Worte wirken – Der Podcast
„Ja.“ „Ja, ja, ja!“ „ Jaaaa…?“
Herzlich willkommen
zur nächsten Podcast-Folge von Worte wirken – dem Podcast, für ein neues Verständnis, wie Worte wirken können
Das ‚Ja‘ als ein wirkungsvolles Wort, das Türen öffnen und Wege ebnen kann, die zuvor verschlossen schienen.
Ganz sachlich beschrieben ist das Wort „Ja“ eine bejahende Antwort oder Zustimmung auf eine Frage oder Aussage. Es wird in vielen Sprachen weltweit verwendet und hat im Wesentlichen die gleiche Bedeutung und ist im ersten Moment nichts Neues.
Wenn man ein bisschen über die möglichen Wirkungen nachdenkt, wird es schon komplexer, zumindest in meiner Welt.
Für mich ist das „Ja“ ein Schlüsselwort im menschlichen Miteinander, weil es von der Wirkung her so etwas Verbindendes hat. Z.B. Mein Gegenüber konfrontiert mich mit einem Vorwurf: „Du hast das falsch gemacht, das gehört so.“ (Kontext: private Unterhaltung) Meine Antwort: „Ja, das ist deine Meinung, meine ist eine andere, möchtest du sie hören? Oder Ahhh…, Ja, interessant wie du das siehst/spürst/hörst, bei mir ist es anders, soll ich es sagen?“
Ein möglicher systemischer Kontext:
Wenn ein Mensch in seiner Vergangenheit mit vielen trennenden ‚Neins‘ konfrontiert war, oder selbst viele produziert in Form von z.B. Zurückweisungen, ist das Nervenkostüm damit ausgestattet, und der Mensch ist es daher auch gewohnt und es mitunter für normal hält.
Nein, das kannst du nicht. Oh, nein, du schon wieder. (Mein persönlicher Satz aus meiner Vergangenheit)
Meine Antwort heute würde lauten: Ja, ich schon wieder, weil es mir wichtig ist.
In diesem Podcast haben Wolfgang und ich einige mögliche Wirkungen zum Wort „Ja“ aus einem systemischen Kontext betrachtet. Zeigt den einen oder anderen Aspekt der systemischen Welt, wenn man das möchte, und es könnte sogar sein, dass beim Zuhören sich neue Erkenntnisse – also Aha‘s oder Ahhh‘s… – ergeben.
Meine Einladung auch dieses Mal: einfach ausprobieren und spüren.
Z.B. das Kind möchte vor dem Essen Schokolade essen und sagt: „Ich möchte jetzt Schokolade essen.“
Antwort: „Ja, du möchtest Schokolade essen, nur vor dem Essen gibt es nie Schokolade.“ Den Dialog könnte man dann weiterführen, weil möglicherweise das Kind noch Verhaltensressourcen hat, die es einsetzen könnte.
„Ja“ – Wortspiele
Ein paar Satzbeispiele – als Wahrnehmungs-Angebot – wie „Ja“ wirken kann.
Heute habe ich mich vom „Ja“ inspirieren lassen und einiges an Ideen ist bekommen.
Ja, das passt genau, das mache ich.
Das „Ja“, als ein sehr wertvolles und wichtiges Wort, oder?
Die reden alle vom „Ja“, nur sollte man sich um die wirklich wichtigen Dinge kümmern, wie dem Klima.
Ach ja, ich finde dieses Wort so reizend, liebevoll, schillernd, bezaubernd, köstlich, herrlich.
Ja, ihr habt nicht auf mich gehört, das habt ihr jetzt davon.
Gib her, ich kann dir ja gar nicht zuschauen, es ist besser, dass ich das mache.
Ich hätte es ja auch gerne, nur mich mag ja keiner.
Du mit deinem „ja“ dauernd, gehst mir auf die Nerven.
Mir ist das „Nein“ lieber, mit dem „Ja“ kann ich nichts anfangen.
Ja, das nehme ich gerne an.
Das „Ja“ zu mir, spürt sich super fein an.
Letztens habe ich meine Chefin, um die Genehmigung einer neuen Idee gebeten und sofort ein „Ja“ bekommen.
Die vielen Gesichter des ‚Ja‘ und welche sprachlichen Möglichkeiten sich daraus ergeben könnten.
Bevor wir dieses Projekt beginnen, holen wir uns zuerst das „Ja“ unseres Geschäftspartners.
„Ja“ ist nicht gleich „Ja“
Ja, alles ist klar, packen wir es an.
Bevor ich mein „Ja“ dazu gebe, denke ich nochmal darüber nach.
Manchmal ist ein „Ja“ für alle gleich, z.B. Die Sonne geht jeden Tag auf.
Und dann können zwischen einem „Ja“ und einem „Ja“ Welten liegen.
Vergangenheit: Viele meiner „Ja’s“ aus der Vergangenheit würde ich heute nicht mehr sagen.
Gegenwart: Wenn ich heute mit einem „Ja“ zustimme, ist es sehr gut reflektiert, denn meine Verhaltensdynamiken und die meines Gegenübers zählen.
Zukunft: Wenn ich an das zukünftige Spiel mit dem „Ja“ denke, kommt das Gefühl der Freude in mir auf.
Dem Menschen begegnen, bedeutet für mich ein allumfassendes „Ja“, egal ob Drama oder dramafrei.
Ich kann meinem aktiven Teil in mir voll und ganz mit einem „Ja“ begegnen.
Das strahlende unausgesprochene „Ja“ meiner Freundin, wenn ich ihr ihren Lieblingstee mitbringe.
Manchmal verliere ich mich in der Informationswelt des Internets und „ja“ auch das für ok für mich.
Und zum Schluss eine Einladung zu einem Experiment
Das „Ja“ zu mir
Nützlich für:
Wahrnehmung verändern, eigene Werte und Bedürfnisse leben, Balance schaffen, Orientierung herstellen, Gewohnheiten ändern, Motivation
Ablauf:
1. Identifiziere und beschreibe das Thema, fasse es in einem Satz zusammen.
2. Trinke einige Schlucke Wasser, atme tief ein und aus, ziehe deine Ohren sanft nach hinten und beginne sie „auszufalten“ (zwei bis drei Minuten lang).
3. Sag zu dir selbst: „Ja, ich bin mir wichtig“, ziehe weiter die Ohren sanft nach hinten und „falte“ sie aus.
Ein Beispiel: Kinder streiten
Am Beginn einer Coachingsitzung erzählt mir eine Mutter: „Immer wieder hörte ich die Kinder streiten und ich war mit den Nerven schon am Ende. Es raubte mir meine Kräfte. Da dachte ich nach und erinnerte mich an die Technik, die wir in einer unserer Sitzung durchgeführt haben. Ich setzte mich also hin, trank einige Schlucke Wasser, zog meine Ohren sanft nach hinten und begann, sie ‚auszufalten‘. Nach einigen Minuten spürte ich, dass wieder etwas Ruhe in meinen Körper zurückkehrte, und ich sagte zu mir selbst: ‚Ja, ich bin mir wichtig.‘ Gleichzeitig hat sich eine Idee formiert, wie ich in Zukunft auf die Streitereien der Kinder reagiere, nämlich im aktuellen Streitmoment gar nicht. Erst beim Abendessen oder Frühstück rede ich mit den Kindern nochmal darüber. Was für ein wertvolles Tool, das du mir da mitgegeben hast. Danke!“